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Physiotherapie - Bobath hilft bei:

  • Lähmungen nach Schlaganfall


Das Bobath-Konzept

Das Bobath-Konzept ist ein rehabilitativer Ansatz in Therapie und Pflege, der auf Erkenntnissen der Entwicklungsphysiologie und der Neurophysiologie beruht.

Das Konzept soll Patienten mit Erkrankungen des zentralen Nervensystems, die bis vor gar nicht allzu langer Zeit als Pflegefälle angesehen wurden, helfen, ihren Körper speziell bei Belangen des täglichen Lebens wieder selbst einsetzen zu können. Es soll von Pflegern, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden disziplinübergreifend angewendet werden.

Das Bobath-KonzeptDas Bobath-Konzept – in welchen Fällen es angewendet werden kann

Das Bobath-Konzept soll bei Patienten mit Hirnschäden und auch bei halbseitigen Lähmungen mit gutem Erfolg angewendet werden können. Hauptsächlich sollen Schlaganfall-Patienten mit halbseitigen Lähmungen vom Bobath-Konzept profitieren. Weitere Anwendungsgebiete der Therapie nach Bobath sind Zustände nach Hirnblutungen, Schädel-Hirn-Traumata, Multiple Sklerose, Zustände nach neurochirurgischen Operationen, entzündliche Erkrankungen des Zentralnervensystems (ZNS) und das sogenannte appallische Durchgangssyndrom.

Das Bobath-Konzept – eine Erfindung des Ehepaars Bobath

Das Bobath-Konzept wurde ab 1943 von der Physiotherapeutin Berta Bobath (1907 bis 1991) und ihrem Ehemann Karel Bobath (1906 bis 1991), einem Neurologen und Kinderarzt, entwickelt. Beide Ehepartner emigrierten während der Nazi-Zeit nach Großbritannien. Berta Bobath entdeckte während der Behandlung spastisch gelähmter Patienten, dass Spastiken kein feststehendes Phänomen sind, wie dies bisher angenommen worden war, sondern dass sie sich von bestimmten Bewegungen des Körpers und eine darauf abgestimmte gezielte Pflege der Patienten beeinflussen ließen. Nach dem Bobath-Konzept wurden zunächst nur Säuglinge und Kinder behandelt. In den 1960er-Jahren wurde die Therapie dann auch bei erwachsenen Patienten angewendet.

Das Bobath-Konzept – diese Ziele sollen erreicht werden

Durch die Anwendung des Bobath-Konzepts soll bei den Patienten eine normale, beidseitige Bewegung wiedererlangt werden. Spastiken sollen weitgehend vermieden oder vermindert werden. Das falsche kompensatorische Benutzen der gesunden Körperseite soll vermieden werden. Dazu sollen die Patienten angehalten werden, die gelähmte Körperseite immer wieder zu stimulieren. Die Patienten sollen ihren eigenen Körper wieder besser wahrnehmen können und die Motorik von Gesicht, Mund, Zunge und Schlund soll koordiniert werden. Außerdem sollen die Patienten lernen, sich bei Aufgaben des täglichen Lebens zunehmend selbst zu helfen.

Das Bobath-Konzept – Lernen rund um die Uhr

Das Bobath-Konzept basiert auf der Vermutung, dass das Hirn zur Umorganisation fähig ist. Das bedeutet, dass gesunde Hirnregionen die Aufgaben erkrankter Regionen erlernen und übernehmen können. Sind bei den Patienten nicht die Kontrollzentren des Gehirns zerstört, sondern Verbindungswege unterbrochen, sollen diese Verbindungswege durch konsequente Stimulierung und ständiges Wiederholen der Bewegungen neu angelegt werden können. Die Patienten sollen lernen, ihre Muskelspannung, die Bewegungen und das Gleichgewicht wiederzuerlangen.

Dazu ist es wichtig, dass alle betreuenden Personen, ob Pfleger, Physio- oder Ergotherapeuten, möglichst gleichmäßig und ohne Widersprüche mit den Patienten arbeiten. Mit dem Abarbeiten bestimmter Therapiesitzungen ist es beim Bobath-Konzept nicht getan. Weil das Gehirn immer lernt, so die Theorie, sollen die nach dem Bobath-Konzept handelnden Pfleger und Therapeuten dem Patienten rund um die Uhr Lern-Angebote machen. Das schematische Wiederholen von Übungen ist nicht im Sinne des Bobath-Konzeptes – vielmehr soll individuell auf den Patienten eingegangen werden.

Das Bobath-Konzept – wissenschaftlich nicht anerkannt

Kritiker merken an, dass das Bobath-Konzept bislang wissenschaftlich nicht anerkannt ist. Anders als die sogenannte „Forced Use Therapy“ wurde die medizinische Wirkung des Bobath-Prinzips nicht mit Studien belegt. Trotzdem wird das Bobath-Konzept weltweit in der Therapie und Pflege angewendet. Die Bobaths selbst bezeichneten ihre Erfindung ausdrücklich als Konzept, nicht als Methode – es soll keine starre Vorgabe für den Umgang mit Patienten darstellen, sondern den behandelnden Personen Raum zur individuellen Gestaltung der Therapie unter Beachtung grundlegender Regeln lassen.



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