Die US-amerikanische Ärztin Dr. Eva Reich (1924 bis 2008) stammte aus Österreich, emigrierte aber 1938 zusammen mit ihrer Mutter und ihrer Schwester in die USA. Nach Abschluss ihres Medizinstudiums arbeitete Dr. Reich an einem New Yorker Krankenhaus und unterstützte anschließend ihren Vater, den Psychoanalytiker Wilhelm Reich, an dessen „Orgonomic Infant Research Center“. Dort wurde erforscht, wie Bindungsprobleme zwischen Babys und Eltern zu vermeiden seien. Eva Reich setzte sich für die sogenannte „sanfte Geburt“ nach Leboyer ein. Auf Fahrten mit dem Wohnmobil quer durch die USA klärte Reich die Landbevölkerung über Verhütungsmethoden auf. Als Medizinerin galt ihr Interesse speziell der alternativen Medizin, der Psychosomatik und der von ihrem Vater entwickelten Bioenergetik.
Dr. Eva Reich hatte in ihrer beruflichen Laufbahn viel mit sogenannten Schreibabys zu tun. Sie entwickelte die auch in Deutschland eingerichteten Schreibaby-Ambulanzen. Ihrer Ansicht nach ist das Schreien der (Schrei)Babys ein Ausdruck des gestörten Kontakts zwischen Mutter und Kind. Das Schreien sei ein Ausdruck starker Unlust und Muskelverspannungen, so Reich. In den Schreibaby-Ambulanzen versucht man den Babys und Müttern unter anderem mit Schmetterlingsmassagen zu helfen.
Seit den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts gab Dr. Eva Reich ihr Wissen in Workshops weiter und verfasste zusammen mit der Kinderkrankenschwester Amelia Auckett eine festgelegte Reihenfolge von Massagegriffen – die sogenannte Schmetterlings-Babymassage.
Berührungen, die so zart wie der Flügelschlag eines Schmetterlings sein sollen, und sanftes Streichen der Haut sollen sowohl beim Baby als auch beim massierenden Elternteil starke Reaktionen hervorrufen. Durch genaues Beobachten können die Eltern auf diese Weise die Grenzen ihres Babys kennenlernen, beispielsweise energetische Blockaden an Körperstellen, an denen das Kind nicht berührt werden mag. Sie können aber auch feststellen, welche Art von Berührungen das Baby genießt. So sollen tiefe Gefühle von Glück und Kraft erfahren werden. Nähe und Distanz sollen sich bei der Schmetterlings-Babymassage abwechseln.
Die Schmetterlingsmassage soll insbesondere bei Koliken, Schlafstörungen und Schreckhaftigkeit des Babys helfen. Allgemein soll sie nach einer schweren, traumatischen Geburt dem Baby helfen, sein inneres Gleichgewicht wiederzufinden, seine eigenen Grenzen zu spüren und sich zu entspannen. Die zarten Berührungen und der Hautkontakt sollen helfen, eine Mutter-Kind-Bindung aufzubauen oder gegebenenfalls wiederherzustellen und zu vertiefen. Dies soll auch die Entwicklung des Babys insgesamt fördern. Auch im Wochenbett soll die Schmetterlingsmassage Wirkung zeigen, etwa bei Stillkrisen.
Die zarten Schmetterlingsberührungen sollen das vegetative Nervensystem der Babys stabilisieren. Sie sollen entspannend wirken und die körperliche und seelische Entwicklung des Babys fördern. Durch die Berührungen soll das körpereigene Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet werden. Dieses und der Hautkontakt sollen die Bindungsfähigkeit und den Wunsch nach einer starken Bindung bei Eltern und Baby verstärken oder auslösen. Ein wichtiger Aspekt der Schmetterlingsmassage ist die innere Ruhe und Ausgeglichenheit des Massierenden, da sich diese auf das Baby übertragen soll.